Schwitzen ist eine erforderliche Regulierungsfunktion des menschlichen Körpers. Die Schweissbildung kühlt die Hautoberfläche und dadurch wird die Kerntemperatur geregelt (Thermoregulation). Obwohl der Körper auf diese Weise vor einer Überhitzung geschützt wird, betrachten viele Menschen die Transpiration als unangenehm und störend. Doch die Transpiration kann sich nicht nur bei Hitze oder körperlichen Anstrengungen bilden, einige Menschen müssen eine übermässige Schweissproduktion, die sogenannten Hyperhidrose, ertragen.
Hyperhidrose ist eine häufige Erkrankung, die die ekkrinen Schweissdrüsen betrifft, vorzugsweise an den Handflächen, Fusssohlen und Achselhöhlen. Seine Ursache ist unbekannt. Obwohl es sich um eine gesundheitlich wenig relevante Störung handelt, verursacht sie für den Einzelnen mitunter erhebliche Belastungen, da sie das persönliche, soziale und berufliche Leben beeinträchtigen. Darüber hinaus führt übermässiges Schwitzen zu Hautmazerationen, die Sekundärinfektionen verursachen können.
In diesem Artikel wollen wir dich informieren, wie das in der ästhetischen Medizin und Dermatologie bekannte Muskelrelaxans gegen extremes Schwitzen helfen kann und welche anderen Methoden auch geeignet sind.
Wann ist zu viel Schwitzen wirklich zu viel?
Wie oben bereits angedeutet, sehen die meisten Menschen das Schwitzen als lästig an. Solange die Schweissabsonderung jedoch nicht krankhaft bedingt ist, sollte man sich keine allzu grossen Sorgen machen.
Circa 2,5 % der Menschen leiden allerdings unter starker Schweissbildung – häufig unter den Achseln, an den Handflächen und den Fusssohlen. Experten unterscheiden hier von einer leichten, mittleren und schweren Form der übermässigen Schweissbildung (Hyperhidrosis). Unter der schweren Form quälen sich die Betroffenen besonders, da der Schweiss abtropft und sich grosse Schweissflecken bilden.
Diese Art der Schweissausbrüche sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Hyperhidrose kann von einigen Krankheiten, wie etwa der Schilddrüsen-Überfunktion oder Typ-2-Diabetes, verursacht werden. Die Behandlung der Hyperhidrose ist also oft an die Behandlung anderer Krankheiten geknüpft.
Wann ist Muskelrelaxans gegen Schwitzen sinnvoll?
Sollten Behandlungsmethoden, wie zum Beispiel Deodorants mit dem Wirkstoff Aluminiumchlorid oder Medikamente nicht wirken, ist Muskelrelaxans eine Option.
Muskelrelaxans kann Schweissabsonderungen durchaus verhindern. Das Nervengift kommt hauptsächlich dann infrage, wenn das Problem auf kleine Körperstellen begrenzt ist, etwa die Achseln, und keine ursächliche Erkrankung vorliegt.
Wie kann Muskelrelaxans gegen Schwitzen helfen?
Muskelrelaxans ist ein Neurotoxin, das heisst, es unterbindet die Übertragung von Signalen und Reizen auf Nervenenden. Bekannt ist Muskelrelaxans aus der Faltenbehandlung. Hier entspannen verspannte Muskeln, die die Falten erzeugen.
Bei der Muskelrelaxans-Behandlung gegen Schwitzen spritzt der Arzt das Nervengift oberflächlich in die Haut des Achselbereichs, wodurch der Transport des Neurotransmitters Acetylcholin auf die peripheren Nervenenden gebremst wird. Diese Übertragung unterstützt die Aktivierung der ekkrinen Schweissdrüsen. Durch das Spritzen von Muskelrelaxans gegen das Schwitzen wird also die Aktivität des Botenstoffes und dadurch die Sekretion vermindert. Es bewirkt eine Verringerung des Schwitzens in den Infiltrationsbereichen ab den ersten Stunden und seine Wirkung hat eine variable Dauer zwischen 5 und 9 Monaten.
Das Muskelrelaxans-Spritzen ist eine sichere und zuverlässige Behandlung bei der lokalen Hyperhidrose. Seit 1996 wird Muskelrelaxans zur Behandlung der schweren Hyperhidrose mit guten Ergebnissen und minimalen Nebenwirkungen eingesetzt, weshalb wir es für eine ideale Therapie halten.
Gibt es ein Risiko bei Muskelrelaxans gegen Schwitzen?
Normalerweise ist die Injektion mit Muskelrelaxans gegen Schweissabsonderung risikoarm und grösstenteils ohne Nebenwirkungen. Nur bei der Behandlung an Füssen oder Händen kommt eine leichte Narkose infrage, die aber auch kein grosses Risiko birgt.
Da die Patienten schon am folgenden Tag mit dem normalen Alltag loslegen können, ist auch die Genesungsphase kurz und meist problemlos.
Es können lediglich leichte Rötungen an den Einstichpunkten auftreten, die aber rasch von selbst wieder verschwinden.
Wie läuft eine Behandlung mit Muskelrelaxans gegen Schwitzen ab und wo kann sie angewendet werden?
Um Hyperhidrose zu diagnostizieren, kann dein Arzt zunächst nach Informationen zu deiner Krankengeschichte und Symptomen fragen. Möglicherweise benötigst du auch eine körperliche Untersuchung oder Tests, um die Ursache deiner Symptome weiter zu ermitteln.
Eine Muskelrelaxans-Behandlung gegen starke Schweissausdünstung dauert in der Regel nur wenige Minuten. Im Schnitt kann man von 15 Minuten ausgehen.
Vor der Ausführung sind allerdings noch ein ausführliches Beratungsgespräch und eine Analyse der zu behandelnden Stelle nötig, um die korrekten Einstichstellen zu bestimmen.
Vor der eigentlichen Behandlung kann die betreffende Körperpartie mit einer Salbe lokal betäubt werden.
Sollte die Behandlung an Händen oder Füssen durchgeführt werden, kann es wie bereits erwähnt sein, dass auf eine Lokalanästhesie zurückgegriffen wird, da an diesen Stellen die Nervenenden sehr dicht beieinander liegen.
Danach wird an den festgelegten Einstichstellen eine geringe, genau abgemessene Menge Muskelrelaxans gespritzt.
Nach einer kurzen Genesungszeit kann man schon am nächsten Tag Sport betreiben und sein Leben ganz normal weiterführen.
Was ist die Wirkungsdauer bei Muskelrelaxans gegen Schwitzen?
Muskelrelaxans-Injektionen bei übermässiger Schweissabsonderung können das Schwitzen über mehrere Monate – je nach Fall etwa 5 bis 9 Monate – abschwächen. Laut diverser Studien fühlt sich die Mehrzahl der Betroffenen nach der Behandlung deutlich besser.
Die Muskelrelaxans-Behandlung bringt weitere Vorteile mit sich. Durch das Protein kann bei starkem Schwitzen an Händen das chirurgische Entfernen der Schweissdrüsen vermieden werden, was eine deutliche invasivere Behandlungsmethode wäre.
Sollte die Wirkung von Muskelrelaxans gegen das Schwitzen mit der Zeit nachlassen, kann man die Behandlung beliebig oft wiederholen. In der Regel kann man feststellen, dass die Wirkung länger dauert, je öfter die Behandlung wiederholt wird.
Welche anderen Möglichkeiten gibt es anstatt Muskelrelaxans?
Starkes Schwitzen muss nicht gleich Hyperhidrose bedeuten, trotzdem kann es für viele Menschen zu einem echten Problem werden. Doch was kann man tun, wenn von einer Muskelrelaxans-Behandlung abgeraten wird? Welche Mittel gegen Schweissgeruch helfen wirklich und wie kann man das Problem an der Wurzel packen?
Medizinische Mittel gegen Schwitzen
Medizinische Mittel gegen Schwitzen und Schweissgeruch sind in verschiedenen Formen erhältlich. Wir alle kennen Deos, bei denen sich durch die Schweissbildung ein angenehmer und frischer Geruch entwickelt. Zudem gibt es Antitranspirante zum Auftragen auf die betroffenen Hautstellen, die die Schweissbildung im Kern eindämmen. Sie enthalten Wirkstoffe wie etwa Aluminiumchlorid und gelten als besonders wirksam.
Natürlich gibt es auch Tabletten gegen das Schwitzen, sogenannte Anticholinergika, die die Schweiss auslösenden Nervenimpulse unterdrücken.
Weiterhin besteht eine grosse Auswahl an Cremes, Salben, Tees, Badezusätzen, Lotionen und sogar Aufguss-Pulver.
Gründliches Rasieren
Nicht nur gründliches Waschen, täglicher Kleiderwechsel (möglichst Baumwolle und keine Synthetik) und der Deoroller sollten als wirksame Massnahme gegen zu starker Schweissbildung verwendet werden, auch das Rasieren – vor allem in den Achselhöhlen – ist eine wirksame Option, übermässigen Achselschweiss zu vermeiden. Haare ziehen die Feuchtigkeit aus den Schweissdrüsen und bilden zusätzlich ideale Wachstumsbedingungen für Hautbakterien. Beste Voraussetzungen also für übelriechenden Körpergeruch.
Iontophorese
Mit einem Jodstärketest kann ein Arzt herausfinden, welche Körperpartie besonders von starkem Schwitzen betroffen ist. Dabei bestreicht er die trockene Hautstelle mit einer Jodlösung und siebt Stärke darüber. Bei der Stelle, wo der Schweiss meist austritt, reagieren das Jod und die Stärke chemisch, in dem es zu einer dunkelbraunen Verfärbung kommt.
Sind Hände und Füsse betroffen, kann die sogenannte Iontophorese helfen. Hierbei handelt es sich um ein Wasserbad, durch das Gleichstrom geleitet wird. Die extreme Schweissbildung an Händen und Füssen normalisiert sich dadurch. Der Patient kann dieses Wasserbad drei bis fünfmal wöchentlich daheim durchführen, das Iontophorese-Gerät bekommt er bei diagnostizierter Hyperhidrosis auf Krankenkassenkosten mit nach Hause.
Mikrowellenbehandlung
Bei dieser Behandlung sendet ein tragbares Gerät (miraDry) Mikrowellenenergie aus, um die Schweissdrüsen in den Achselhöhlen zu zerstören. Die Behandlungen umfassen zwei Sitzungen von 20 bis 30 Minuten im Abstand von drei Monaten. Mögliche Nebenwirkungen sind eine Veränderung des Hautgefühls und leichte Schmerzen im behandelten Bereich. Langfristige Nebenwirkungen sind nicht bekannt.
Operation
Bei einer Hyperhidrose der Achseln kann eine Schweissdrüsen-Kürettage durchaus geeignet sein. Es ist ein minimalinvasiver Eingriff, vergleichbar mit dem Fettabsaugen, bei dem über einen winzigen Schnitt Schweissdrüsen ausgeschabt werden.
Bei einer ausgeprägten Hyperhidrose besteht die Möglichkeit einer endoskopischen transthorakalen Sympathektomie (ETS). Hierbei trennt der Chirurg Nervenfasern, die zu den Schweissdrüsen führen.
Fazit
Muskelrelaxans gegen Schwitzen ist eine denkbare Option bei Hyperhidrose. Solltest du an dieser Behandlungsmöglichkeit interessiert sein, kannst du dich gerne von uns beraten lassen.
Es gibt auch einige Alternativen zu beachten, so kann bei übermässiger Schweissabsonderung an Füssen und Händen die Iontophorese helfen, bei starkem Schwitzen unter den Armen kann man eine Schweissdrüsenentfernung in Erwägung ziehen.
Mit übermässigem Schwitzen und dementsprechendem Leiden sollte sich auf jeden Fall niemand abfinden, es gibt für alle eine individuelle, passende Behandlungsmöglichkeit.